Zeitzeuge, Künstler, Kriegsgrauen


Als damals, im Frühjahr 1943, in Haßloch bekannt wurde, dass in der Nacht auf den 17. April im nahegelegenen Wald ein englischer Bomber abgestürzt ist, packte ein kleiner Junge die reine Neugierde. Er musste dorthin. Auf das, was er dann dort sah, war er nicht vorbereitet. Einzelne Details waren zu schockierend und er wird sie nie wieder vergessen.

 

Als die ehrenamtlichen Mitglieder der IG Heimatforschung 73 Jahre später, Ende 2016, einen Teil des Absturzortes von Halifax DK165 und seiner Besatzung, wo damals sechs Insassen gewaltsam umgekommen sind, wiedergefunden hatten, meldete sich dieser Zeitzeuge bei uns, und lud uns zu sich ein. Er möchte uns zeigen, wo er damals große Teile des englischen Flugzeugs gesehen hat, sagte er. Er war damals selbst im Cockpit, welches lt. seiner Aussage, obwohl das Plexiglas überall herausgebrochen war, ansonsten fast völlig intakt war. So fuhren wir vor Ort und er zeigte uns den primären Absturzort, wo die größten Reste des Rumpfes, Flügel und Cockpit gelegen hatten.


Das Flugzeug ist damals in der Luft auseinander gebrochen und an mehreren Stellen sind Teile des Flugzeugs, in zwei verschiedenen, angrenzenden, durch einen Feldweg getrennten Waldstücken, heruntergefallen. Eine primäre- sowie drei sekundäre Trümmerstellen sowie dazwischenliegende Einzelstellen/Einzelfunde konnten mittlerweile eindeutig bestätigt werden.

 

Die Suche ist momentan in vollem Gange, und ein Gedenkstein für die Besatzung ist für 2018 geplant. Der kleine Augenzeuge ist mittlerweile über 80 Jahre alt, und, wie wir feststellten, ein begnadeter Künstler.


Mittlerweile wurden durch uns nach Wiederentdeckung der Absturzstelle sechs von sieben Familien der Besatzung erreicht. Als Kenneth Webb, Namensvetter und einzigster Nachfahre des gefallenen Piloten Kenneth Webb vom kleinen Jungen und seinen Schreckenserlebnissen am Absturzort hörte, entschied er sich, ihm einen Brief zu schreiben, welchen wir, Peter Berkel und ich, bei einem der darauffolgenden Besuche, vorlasen. Er war sehr gerührt, und beide hoffen, sich eines Tages, bei der Einweihung des Gedenksteines, persönlich kennenlernen zu dürfen.


Zeitzeuge mit dem Brief von Hr. Webb                                   Pilot DK165 Kenneth Webb (+1943)                                    Nachfahre Kenneth Webb     


Da der Zeitzeuge von 1943, wie schon erwähnt, ein begnadeter Zeichner/Künstler ist, und unsere Arbeit sehr zu schätzen weiß, bot er spontan an, etwas für uns zu malen: Halifax Bomber DK165 und die Gesichter der dort verstorbenen Besatzung.

 

Voraussichtlich 2018 wird diese Zeichnung des Zeitzeugen die Plaquette des Gedenksteins an der Absturzstelle schmücken. In Gedenken an das, was er damals an der Absturzstelle sah, wie er betonte gegen den Krieg, und in Gedenken an die dort ums Leben gekommenen sechs Besatzungsmiltglieder.

 


02/2017 Erik Wieman